Mitwirkung an einem Online-3D-Mapping zur Weiterentwicklung eines Seminars an der Hochschule Bochum

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15 Bildungsengagierte beteiligten sich am 8. April 2020 auf Einladung von Prof. Dr. Petra Schweizer-Ries, um in einer Videokonferenz über die Weiterentwicklung ihres Seminars „Grundlagen empirischer Forschung“ ko-kreativ nachzudenken. Das Seminar ist Teil des Bildungsangebots für Nachhaltige Entwicklung an der Hochschule Bochum. Ich nahm zugeschaltet über das Videokonferenzprogramm teil.

Modell 1 – Ist-Zustand des Hochschul-Grundlagenseminars von Frau Prof. Schweizer-Ries, wie er von den Teilnehmenden der Videokonferenz wahrgenommen und gemeinsam dargestellt wurde

Das 3D-Mapping wurde am Presencing Institute von C.O. Scharmer und seinen MitarbeiterInnen entwickelt. Im Zuge der Corona-Pandemie und ihrer Kontaktsperre wurde von mehreren Arbeitsgruppen ausprobiert, ob sich diese Methode auch für die virtuelle Zusammenarbeit eignet.

In der Videokonferenz haben wir damit zunächst ein Modell des Ist-Zustands erarbeitet, indem wir als zugeschaltete Beteiligte von einer „Aufstellerin“ Bastelmaterial (Spielpüppchen, Bänder, Steine, Knete, Watte u.a.) auf eine weiße Unterlage platzieren ließen. Die Aufstellenden konnten mit Hilfe zweier Kameras an dem Arbeitsplatz der Aufstellerin unmittelbar überprüfen und korrigieren, wie sie ihre Vorschläge umsetzte. Das Modell wuchs Vorschlag um Vorschlag. Ein Gedanke ergab den nächsten. So bauten die Ideen in einem kreativen Fluss meist unmittelbar aufeinander auf. Die Idee dahinter: Durch diese ko-kreativen Methoden und die gemeinsame Reflexion werden in den Teilnehmenden Fähigkeiten erschlossen, die über ihre rein kognitiven Möglichkeiten hinausgehen.

Daraufhin wurde das gemeinsam erzeugte erste Modell des Ist-Zustands, unterstützt durch Leitfragen, reflektiert. Eine Auswahl davon gebe ich hier wieder:

  • Wo sehe ich die Keime künftiger Möglichkeiten, die ich weiterentwickeln möchte?
  • Wie können wir das System beeinflussen, um die Machtdynamik zu verändern? Wer kann Einfluss ausüben bzw. führen?
  • Wo und wie könnten wir sichere Räume für Veränderung schaffen, die einen fruchtbaren „Boden“ für das Keimen und Wachsen in die Möglichkeiten bieten?
  • Was ist der eigentliche Bedarf, auf den das System abzielt?
  • Was sind die wichtigsten Hindernisse oder Engpässe, die, wenn sie beseitigt würden, die Weiterentwicklung des aktuellen Systems unterstützen könnten?
  • Wo liegen die bedeutendsten Energiequellen in diesem System?
  • Was ist das höchste Zukunftspotenzial, das in dieser Situation spürbar ist? Was können wir tun, um das höchstmögliche zukünftige Potenzial zu erreichen?

Anschließend wurde auf Grundlage der Reflexion das zweite Modell in derselben Verfahrensweise entwickelt, mit der das größtmögliche Zukunftspotenzial des Grundlagenseminars dargestellt werden sollte, das zzt. von den Teilnehmenden der Videokonferenz denkbar und erspürbar ist.

Modell 2 – Das größtmögliche Zukunftspotenzial des Hochschul-Grundlagenseminars wird dargestellt: Deutlich wird, wie nun die Struktur stärker fokussiert ist (auf das Ziel ‚Potenzialentfaltung für den Dienst am planetaren Ökosystem und an der Gesellschaft‘) und Personen wie auch Prozesse mehr integriert. Im Personenkreis befinden sich Seminarleitung, TutorInnen, Studierende, Akteure aus dem Arbeitsgebiet Bochum-Hamme sowie Mitarbeitende der Stadt Bochum. Die Papierstreifen stellen die Projekte mit ihren geistigen Schätzen (Ideen, Wissen, Erfahrung: Watte) und ihrer Wirkung (Steine) dar.

Dieses Modell wurde ebenfalls einer gemeinsamen Reflexion unterzogen und folgende Fragen wurden beantwortet:

  • Was sind die größten Unterschiede zwischen dem Modell 1 und dem Modell 2?
  • Was sind die tieferliegenden Ursachen für die Veränderung – unterschiedliche Denkweisen, Paradigmen, Perspektiven etc.?
  • Welche wichtigen Veränderungen wurden beobachtet? Was waren die wichtigsten Eingriffe? Was wurde zuerst verändert?
  • Was sind die wichtigsten Ansatzpunkte/Hebel, um die alte Situation zu verändern?
  • Wo sollte Veränderung beginnen?
  • Was sind mögliche nächste Schritte?

Zum Abschluss konnte noch reflektiert werden, wie jede/r den gesamten Prozess erlebt hat.

Fazit:

Als Teilnehmer kann ich feststellen, dass sich die Methode des 3D-Mappings sogar für die virtuelle Kommunikation eignet. Bei entsprechender Vorbereitung und Technik, die auch Arbeit in separaten Kleingruppen ermöglicht, können damit online ausgezeichnete Ergebnisse erzielt werden.

Eine Nachbemerkung zur Kommunikationstechnik: Bei Videokonferenzen, wie auch bei allen anderen Nutzungen von Programmen im Netz, ist es auch wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, welche Quasimonopolstrukturen wir mit unseren Nutzungen zzt. im Netz fördern. Die Märkte für digitale Güter zeigen einige betriebswirtschaftliche Besonderheiten wie zum Beispiel starke Stückkostendegression und Skaleneffekte sowie besonders deutliche und schnelle Selbstverstärkungseffekte. Die wiederum führen in der Plattformökonomie des Netzes zu extremen Abhängigkeiten der NutzerInnen von Unternehmen, die ihre Machtposition, etwa auch durch Nachlässigkeit bei Sicherheitsfragen, immer weiter ausbauen können (siehe auch Anders Wirtschaften).