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Damit wird ein tiefgreifender Veränderungsprozess bezeichnet, der unsere globalen Gesellschaften ergriffen hat. Der Begriff „The Great Transformation“ war 1944 von dem österreichisch-ungarischen Wirtschaftshistoriker Karl Polanyi geprägt worden, um die Herausbildung von Idee und Wirklichkeit der kapitalistischen Marktwirtschaften als verselbstständigtem ökonomischem System zu charakterisieren (Schneidewind et al 2016).
Bei der nunmehr erforderlichen Großen Transformation ist das, was überwunden werden soll, eindeutiger als das, wohin es denn gehen kann (Schneidewind 2018). Laut dem Wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU 2011) besteht nun die Chance, erstmalig und im Gegensatz zu den früheren Großen Transformationen (das Sesshaftwerden des Menschen und die Industrialisierung) „einen umfassenden Umbau aus Einsicht, Umsicht und Voraussicht“ anzutreiben.
Die Erzählung (das Narrativ) der Großen Transformation bietet eine Deutungsmöglichkeit für die vielfältigen unübersichtlichen Ereignisse und Entwicklungen um uns herum wie auch für die laufenden Megatrends, die Sinn stiften kann.
Die Große Transformation kann gedacht werden als eine Zusammensetzung verschiedener Transformationsprozesse in unterschiedlichen Handlungsfeldern, den verschiedenen Akteursarenen unserer Gesellschaft. Gemeint sind die „Wenden“, also tiefgreifende Weiterentwicklungen in den folgenden Bereichen (Schneidewind 2018):
- Wohlstand und Konsum
- Energie
- Ernährung
- (stoffliche) Ressourcen
- Mobilität
- Stadtentwicklung
- Industrie
Unbedingt zu ergänzen ist aus meiner Sicht noch ausdrücklich das Finanzwesen. Nicht nur beim Geldgipfel 2014 von GLS Bank Stiftung und Universität Witten/Herdecke waren Menschen der Meinung, dass auch in diesem Bereich eine Wende dringend nötig ist („Geldwende“).
Quellen:
- WBGU, Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2011): Welt im Wandel. Gesellschaftsvertrag für eine Große Transformation. Berlin.
- GLS Bank Stiftung (2014): Geldgipfel 2014. Von der Energiewende zur Geldwende. 1./2. Mai 2014 an der Universität Witten Herdecke. Dokumentation.
- Uwe Schneidewind et al (2016): Für einen neuen Vertrag zwischen Wirtschaftswissenschaft und Gesellschaft. Transformative Wirtschaftswissenschaft im Kontext nachhaltiger Entwicklung. Ökologisches Wirtschaften, 2.2016: S. 30-34, München.
- Uwe Schneidewind (2018): Die Große Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels. Frankfurt/M.