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In Reallaboren findet die direkte, praxisnahe und experimentelle Entwicklung und Umsetzung von Ideen zur (Neu-)Organisation unserer Gesellschaft statt, wobei im Idealfall Akteure aus sehr verschiedenen Bereichen beteiligt sind:
- Zivilgesellschaft (Initiativen, Vereine)
- Wissenschaft (Hochschulen, Universitäten, Forschungsinstitute, möglichst aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen)
- Privatwirtschaft
- öffentliche Einrichtungen (Kommunalverwaltungen, Landeseinrichtungen u.a.) sowie
- Politik (Mitglieder aus Kommunal- und Landesparlamenten)
Reallabore sind abgrenzbare Orte mit definierbaren Grenzen. Dies können z.B. Stadtteile, Städte und Regionen sein, Biosphärenreservate, Konversionsflächen, aber auch Wertschöpfungsketten.
Es wird an Problemen der Praxis („vor Ort“) angesetzt. Ziel ist es, durch den transdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsprozess möglichst robuste, d.h. alltagstaugliche und nachhaltige Lösungen für die konkrete Praxis der Menschen zu entwickeln. Keine der Einrichtungen und keine der beteiligten Personen hat von vornherein die Definitionshoheit über das, was in dem Reallabor zu tun ist. Die Kommunikation läuft möglichst dialogisch ab – also „auf Augenhöhe“.
Die Probleme werden von den beteiligten Akteuren demnach gemeinsam definiert, gemeinsam wird das neue Wissen erarbeitet und geschöpft und allen Beteiligten bereitgestellt, gemeinsam wird die Umsetzung von möglichen Lösungen erprobt, deren Wirkung in der Praxis gemeinsam beobachtet und bewertet wird. Schließlich werden die Ergebnisse gemeinsam präsentiert und weitervermittelt. Durch die wechselseitige Bereicherung haben die Beteiligten die Möglichkeit zu lernen.
Das Geschehen in Reallaboren bewegt sich einerseits zwischen dem Schöpfen und dem Anwenden von Wissen. Zugleich findet es andererseits irgendwo zwischen kontrollierten und situationsspezifischen (daher nicht völlig kontrollierbaren) Randbedingungen statt.
Entscheidend für die Zusammenarbeit in solchen Reallaboren sind reflexives und transparentes Vorgehen und dass von allen Beteiligten die verschiedenen vorkommenden Wissens- und Praxisformen akzeptiert werden.
Quellen
- Uwe Schneidewind und Mandy Singer-Brodowski (2015): Vom experimentellen Lernen zum transformativen Experimentieren. Reallabore als Katalysator für eine lernende Gesellschaft auf dem Weg zu einer Nachhaltigen Entwicklung. zfwu 16/1 (2015), S. 10–23.
- Stefan Selke (2016): Die Lust am Probieren. Öffentliche Wissenschaft am Reallabor und Lernort RCE Südschwarzwald. in: Humane Wirtschaft 2016/05, S.17-19.