Wer engagiert sich für welche Veränderungen in Bezug auf Geld und Finanzwirtschaft?

Auch hier können Sie die Grafik als PDF-Datei herunterladen. Bei entsprechender Vergrößerung der Grafik sind darauf sämtliche Beschriftungen gut lesbar.

Die Welt der Geldwandelaktivitäten fand ich sehr unübersichtlich!

Über mehrere Jahre versuchte ich mir ein Bild von der Landschaft der Geldwandelakteur:innen zu machen und suchte daher in der Vielfalt ihres Engagements nach Struktur und Ordnung. Bereits im Jahr 2016 zeigte sich bei der Vorbereitung der Wochenendtagung „Von der Knappheit in die Fülle“ des Lernorts Wuppertal die Notwendigkeit, eine erste Übersicht über die geldbezogenen Wandelansätze zu erarbeiten.

Die erste Version der Grafik entstand für den Augsburger DialogRaumGeld-Konvent 2023

Die Idee zu der Grafik entstand dann im Rahmen der Konzeption des „Marktplatz der Initiativen“ beim Konvent 2023 des Projekts DialogRaumGeld in Augsburg. Verschiedenste innovative Ansätze des Geldwandels hatten wir dorthin eingeladen: Initiativen, Vereine, Netzwerke, Unternehmen und Einzelpersonen mit ihren Ansätzen, Strategien, Konzepten und Projekten. Noch viele weitere darüber hinaus wurden in diese Grafik eingetragen. Die Landkarte wurde als Teil des Marktplatzes vorgestellt und vor Ort von den Mitwirkenden am Konvent ergänzt. Aus diesem Kontext heraus entwickelte sie sich sehr organisch weiter und lädt nun zu einer fortgesetzten, möglichst systematischen Betrachtung ein.

Was würden Sie in dieser Grafik ergänzen oder ändern? Eine Einladung

Die Grafik zeigt eine subjektive Sicht auf die Geldwandelszene – auf die Landschaft der Geldwandelakteure: Wer engagiert sich wofür in Sachen Veränderung des Geldes und des Geldwesens? Fühlen Sie sich eingeladen an dem nun möglichen partizipativen Prozess mitzuwirken!

  • Welche Konzepte, Strategien, Organisationen, Projekte und Akteur:innen im engeren Sinn fehlen Ihnen?
  • Wo sollten die Schilder zusätzlich oder anders verknüpft werden?
  • Oder vielleicht kommen auch Anregungen zum weiteren Umgang mit der Grafik sowie Ideen zu einer möglichen Projektentwicklung und -management.
  • Vielleicht haben Sie Ideen zur Zusammenarbeit mit anderen Projekten aus der Szene?

Die Grafik kann jederzeit ergänzt und verändert werden!

Ein paar Informationen sollten Sie an die Hand bekommen, damit unser Vorhaben für Sie leichter verständlich wird:

Was meinen wir mit „Geld anders lenken“ usw.?

1. Geld (neu und) anders wahrnehmen

Was sehe ich als Einzelne:r in Geld? Welche Sicht hat die Gesellschaft darauf? Ist es für mich (und für uns) Lebensgrundlage oder scheinbar neutrales Arbeitsmittel, ein notwendiges Übel, gar „Teufelszeug“, eine Liebesgabe, wenn nicht auch Allheilmittel oder eine Mischung davon? Was projiziere ich hinein, welche emotionale Bindung habe ich an Geld? Die Erkundung der Geschichte des Geldes (wie manche Museen dies in der letzten Zeit verstärkt in Angriff nehmen), die Erforschung der Zusammenhänge zwischen Geldschöpfung und Wirtschaftswachstum sowie die Selbstreflexion der eigenen Werte und Glaubenssätze können dem auf die Spur kommen.

2. Geld anders gewichten

Die Bedeutung des Geldes ist über seine Rolle als allgegenwärtiges Werkzeug (mit seinen Grundfunktionen als Wertmaßstab, Tauschmittel – und widersprüchlich zum vorhergehenden: als Wertspeicher) weit hinausgewachsen. Für Viele hat es sich zu einem hochaufgeladenen Endzweck entwickelt. „Geldförmiges“ Denken beherrscht selbst die Beziehungen innerhalb von Familien und Freundeskreisen. Alternativen dazu zeigen uns solidarische Gemeinschaften, die nicht nur auf das Geld setzen, sondern den Erhalt ihrer gemeinsamen Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt stellen: z.B. solidarische Landwirtschaften, Ökodörfer, Open-Source-Projekte. Und einige Menschen sagen sogar: Es geht auch ganz ohne Geld! Und leben dementsprechend.

3. Geld anders lenken

Investitionen werden aus weniger nachhaltigen Branchen, Geschäftsmodellen, Lebensweisen und Projekten herausgezogen (Divestment) und in andere, nachhaltigere umgeleitet. Transparent aufgestellte, gut nachvollziehbare Kriterien helfen dabei. Das Geschäftsmodell der ethischen Banken zählen wir bspw. dazu. Auch die Vorschläge zur Umgestaltung des Bankwesens (bspw. die Wiedereinführung eines Trennbankensystems) können dieser Strategie zugerechnet werden.

4. Geld anders verfassen und anders konstruieren

Wahrscheinlich schwerer vorstellbar als alle anderen Wandelstrategien ist die Um- oder Neugestaltung unseres jetzigen Geldes. So wie es jetzt verfasst und konstruiert ist, muss es nicht notwendigerweise bleiben! Reale, regionale Währungsexperimente mit sogenannter Umlaufsicherung (entsprechend dem Konzept des ‚Freigelds‘ nach Silvio Gesell 1920, siehe auch INWO e.V.) zeigen bspw., dass es prinzipiell geht (bspw. das Wörgler Freigeld in Tirol/Österreich und seit 2003 der Chiemgauer in Deutschland). Aber auch eine Volldeckung (‚Vollgeld‚, Joseph Huber, ‚positive money‚) ist denkbar. Oder die Regeln werden überhaupt erst einmal partiziativ bzw. deliberatorisch ermittelt und demokratisch entschieden, wie es beim ‚Souveränen Geld‚ (Christian Felber 2016) gedacht ist. Weitere Ansätze befinden sich in Köpfen und Schubladen.

5. Geldwandel begleiten

Geldwandelinitiativen brauchen zusätzlich zu ihren inhaltlichen Vorschlägen weitere Impulse, Begleitung, Knowhow und Kompetenzen. Sie wollen ja die Veränderungen, die sie in der Welt zu sehen wünschen, auch tatsächlich umsetzen. Daher haben wir auf den Marktplatz zusätzlich Initiativen und Organisationen eingeladen, die Vorgehensweisen, Methoden und Werkzeuge für ein wirkungsvolles Change Management anbieten. Sie unterstützen damit Individuen, Organisationen oder auch ganze Gesellschaften bei ihren Transformationsprozessen.

Was bedeuten die Farben der Etiketten in der Grafik?

  • Große Schilder mit weißer Schrift stellen die Strategien dar, die auf unserem Marktplatz vertreten sind. Es sind vier Wandelstrategien: „Geld anders wahrnehmen“, „Geld anders lenken“, „Geld anders konstruieren“ und „Geld in gesellschaftlichen Abläufen anders gewichten“. Zusätzlich ist eine wichtige Kombination der Strategien „Geld anders lenken“ und oft „Geld anders konstruieren“ abgebildet: „Geld (anders) – regional und sektoral – ergänzen (Komplementärwährungen)“. Außerdem ist es die Strategie „Wandel anstoßen u/o begleiten u/o unterstützen u/o Raum/Zeit lassen“.
  • Große Schilder mit schwarzer Schrift: Diese stellen wichtige unterstützende Strategien dar.
  • Grau: Sie zeigen unterstützende untergeordnete Konzepte und Strategien.
  • Gelb mit schwarzer Schrift: Diese bilden die Initiativen, Vereine, Netzwerke, Unternehmen und Einzelpersonen ab, die konkret tätig sind.
  • Gelb mit roter Schrift: Diese Akteur:innen beteiigen sich am Kongress zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Grafik die meisten auf dem Marktplatz
  • Andersfarbige in der Größe der grauen oder gelben Schilder: Dadurch sind einige wenige Sonderpositionen von Strategien bzw. Akteuren markiert. Initiativen zum Bargelderhalt sind aus unserer Sicht konstruktionsbezogen (daher bei der entsprechenden Strategie angesiedelt). Sie wollen jedoch primär eben nichts verändern, sondern erhalten. Ein weiteres Schild markiert die alternative (bzw. heterodoxe) Literatur mit einigen beispielhaften Autor:innen.
  • Unser Projekt DialogRaumGeld und unser Treffen 2021 und Konvente 2022 und 2023 sind auf rote Schilder geschrieben, um unsere eigene Positionierung in dieser Landschaft sichtbar zu machen.

Wir sollten unser Geld lebensdienlicher gestalten

Das Thema Geld ist sehr komplex, herausfordernd – aber auch faszinierend! Wer sich hier auf dieser Seite einfindet, dürfte diese Ansicht überwiegend teilen, ohne dass wir jetzt in Details gehen müssen.

Viele spüren auch: Bei den vielen Möglichkeiten, am Geld, am Geldwesen bzw. in der Finanzwirtschaft etwas zu verändern, ist die Gefahr groß, dass die Energie der Akteur:innen sich zerstreut, Wirkungskraft verloren geht und letztlich keine der gewünschten und dringend notwendigen Veränderungen zustandekommen.

Haltung und Intentionen hinter der Grafik

Eine bessere Übersicht über die Szene zu gewinnen und anzuregen erscheint wünschenswert, so dass sich die Wandelakteure selbst in die Szene einordnen können. Dadurch dürfte mehr Kohärenz entstehen, weil die Akteur:innen ihre Position und ihre Funktion im gesellschaftlichen Wandel klarer erkennen können. Sobald sich die Akteur:innen in dieser Landschaft wahrnehmen, dürfte weniger Energie verloren gehen. Daher waren zunächst alle Akteur:innen, die ermittelt werden konnten, in einen einfachen grafischen Zusammenhang zu bringen. Vielleicht kann dies die Szene dabei unterstützen, bei allen Unterschieden – und die sind z.T. ja wirklich sehr groß! – dennoch ein stärkeres übergreifendes Gemeinschaftsbewusstsein zu entwickeln.

Auch die mehrfach überarbeitete Fassung ist noch sehr subjektiv gefärbt. Wegen des Konvents 2023 des DialogRaumGeld hat die Darstellung einen starken Schwerpunkt in der Augsburger Region.

Hier werden Aussagen über andere Akteur:innen getroffen, so wie ich sie – teilweise auch in Abstimmung mit Mitwirkenden aus dem DialogRaumGeld-Team – sehe. Ich vertraue darauf, dass die Betrachteten ihre vorläufige Einordnung zunächst annehmen können, dazu Rückmeldungen geben und dabei Lust entwickeln, unser aller Schwarm-intelligenz zu nutzen. Es ist ein Angebot, um über die inhaltlichen Fragen in einen Dialog zu kommen. Wir können uns gegenseitig fragen: Warum siehst du das mit dem Geld so?

Welche Herausforderungen liegen in der Darstellung?

Der betrachtete „Raum“ (die „Akteurslandschaft“) ist „von Natur aus“ multidimensional strukturiert, wir pressen ihn hier jedoch in die zwei Dimensionen des PDF. Die Vielfalt der konkreten Initiativen und Projekte und deren Ziele und Vorgehensweisen etc. ist nicht leicht zu überschauen, eine systematische Erfassung war bisher nicht möglich. Nicht alle Konzepte und Projekte konnten daher bereits hinreichend untersucht werden. Auch daher sind für eine mögliche Weiterbearbeitung Schwarmintelligenz und Kokreation wichtig. Wir können auf diese Weise sogenannte Bürgerwissenschaft („Citizen Science“) in ihrer besten Form betreiben!

Dazu gehört auch die Klärung der Begriffe: Was genau meinen die Unternehmen, Initiativen und Vereine mit ihren Selbstbeschreibungen? Welche Zu- und Anordnungen resultieren daraus, welche grafischen Verknüpfungen, welche Größen und Farben? Lassen Sie uns darüber reden.

Dabei wollen wir uns in Anlehnung an Alfred Korzybski (polnisch-u.s.amerikanischer Ingenieur und Autor, 1879-1950) Folgendes immer im Bewusstsein halten:

„Die Landkarte ist nicht das Gelände, aber wenn die Landkarte für uns wesentliche Strukturmerkmale des Geländes wiedergibt, dann ist sie für uns brauchbar.“

Ein paar Bemerkungen zum Vorgehen

  • Die Informationen stammen von verschiedenen Mitwirkenden des Teams des DialogRaumGeld sowie Teilnehmenden des zweiten Konvents im November 2023 in Augsburg. Einige haben sich jeweils seit mehreren Jahren mit Themen des Geldwandels beschäftigt und können sich daher selbst zu den Akteur:innen dieser Landschaft zählen. Aus der Beobachtung der Szene resultieren Kenntnisse von Teilszenen.
  • Aus konkreten Beispielen ließen sich Strategien und Konzepte abstrahieren. Umgekehrt war es möglich, für aufgeführte Strategien und Konzepte reale Beispiele zu finden.
  • Die Auswahl der konkreten Akteur:innen (Unternehmen, Vereine, Initiativen, Netzwerke etc.: in den gelben Blasen) ist subjektiv und hängt von verschiedenen Faktoren ab: Die konkreten Beispiele stammen hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum, weil dazu die meiste Erfahrung besteht. Da der Konvent 2023 des DialogRaumGeld in Augsburg stattfindet, haben wir Akteur:innen aus der Region bevorzugt, um den Besuchenden, die ebenfalls schwerpunktmäßig aus der Region kommen, über die regionale Verbundenheit eine stärkere Identifikation und einen leichteren Zugang zu den Themen zu ermöglichen. Für einige Unternehmen und Initiativen wurden Intentionen und Zielen genauer recherchiert.
  • Die Kommentare vom zweiten Konvent des DialogRaumGeld in Augsburg wurden eingearbeitet.

Eine Frage an alle Betrachter:innen

Drei Fragen möchte ich Ihnen hier gern mitgeben: Welche Hebel, Strategien oder Ansätze finden Sie bezogen auf Ihre Ziele und in Ihrem Kontext…

  1. in Bezug auf den gesamten Veränderungsbedarf am wirkungsvollsten?
  2. politisch und gesellschaftlich am schnellsten durchsetzbar?
  3. für Sie selbst am leichtesten zu nutzen?

Weitere Projektentwicklung

Abhängig von bestehenden Kapazitäten und von der Verfügbarkeit notwendiger Ressourcen geht die Arbeit an diesem Thema weiter.